Sie wurde als viertes Kind am 30.5.1925 in Gumbinnen in Ostpreußen geboren, nach Bruder Hermann, Schwester Waltraud und ein
Jahr nach Gerda. Ihren Vater verlor sie schon mit 9 Jahren, so dass die Mutter mit vier Kindern alleine durchs Leben kommen musste. Als Kind kümmerte Elli sich von Anfang an um ihre Schwester Gerda, die durch
einen Sprachfehler und Hörprobleme öfters Hilfe brauchte. Sie wurden zusammen eingeschult und wuchsen fast wie Zwillinge auf. Elli war immer an ihrer Seite, wenn etwas mit Reden zu regeln war. Aber wenn es um
Finanzen ging, war Gerda die bessere Rechnerin. Elli war sehr musikalisch, lernte Klavier, Gitarre und Akkordeon und ihre Liebe zu Fremdsprachen behielt sie bis ins hohe Alter mit englisch und italienisch. In
Rechtenbach begann sie noch türkisch zu lernen, weil es ihr wichtig war, türkische christliche Kalender zu verteilen. Sie wurde in Gumbinnen getauft und konfirmiert mit dem Spruch: „Kommet her zu mir alle, die
Ihr mühselig und beladen sei, ich will Euch erquicken.“ Matth. 11, 28 Von 1940 – 1941 machte sie ihr Pflichtjahr als Kindermädchen in Gumbinnen, danach eine Ausbildung als Büroangestellte bei
der Stadtverwaltung. In dem sehr gastfreien Elternhaus war immer etwas los, weil Gumbinnen eine Garnisonsstadt war und junge Soldaten in ihre Kirche und Gemeinschaft kamen. In Marienburg wurde sie Stabshelferin als
Büroangestellte bis Ende 1944. Die russische Armee rückte immer näher und die 19-jährige musste Ostpreußen verlassen. Durch Briefe wusste sie, dass ein Teil der Familie nach Bayern geflüchtet war und sie stellte
einen Antrag nach München versetzt zu werden. Mit einem der stark überfüllten Züge konnte sie sich mit einigen Kolleginnen Plätze sichern. Plötzlich rief ein Mädchen: “Elli, Dein Akkordeon steht noch auf dem
Bahnsteig“. Hin und hegerissen, ob sie es noch wagen konnte, aus dem Zug zu springen, halfen ihr die Mädchen aufgeregt, zerrten das Musikinstrument durch das Fenster und alle waren glücklich, dass sie es
geschafft hatten. Akkordeonspielen hat bis heute Tradition in der Familie. In den letzten Kriegstagen 1945 fand sie auch noch ein Plätzchen bei einer Familie in Bayrischzell, so dass vier Frauen mit dem Baby
Margitta teilweise in nur einem Zimmer wohnten, später in zwei. Eine tiefe Trauer zog sich über viele Jahre hin, weil ihr ältester Bruder noch in den letzten Kriegstagen als vermisst gemeldet wurde und nie
wiederkam. Er war Künstler und ein begabter Maler, von dem einige Bilder gerettet werden konnten. Elli blieb acht Jahre mit Mutter und Gerda in dem schönen Bayrischzell, wo es aber für Flüchtlinge wenig Arbeit
gab. 1953 zogen alle Drei nach Oberhausen ins Ruhrgebiet, wo schon ihre Schwester Waltraud mit Familie ein neues Zuhause gefunden hatte. Sie erhielt eine Stelle als Büroangestellte und dann als Chefsekretärin
bei der Wohnungsverwaltung der Bergbaugesellschaft bis zu ihrer Pensionierung 1980. 1983 ergab sich nochmal ein großer Umbruch in ihrem Leben. Sie zog mit ihrer Schwester Gerda nach Rechtenbach, wo auch diesmal
schon ihre Schwester Waltraud mit Familie wohnte. Mit dem Neffen Burkhard und seiner Familie Renate, Damaris und Rebekka bauten sie ein Haus gleich neben der Schwester Waltraud. So wurden die Familien wieder
zusammengeführt. Sie nahm am Gemeindeleben der Kirche und Gemeinschaft teil, sang im Chor eine sichere Altstimme und lebte sich nach und nach im dörflichen Leben ein, doch das Rechtenbacher Platt hat sie nie
verstehen können. Reisen in die Berge oder Flugreisen mit beiden Schwestern waren Höhepunkte und noch mit 70 Jahren fuhr sie zum Skilaufen in die Schweiz. Mit 80 Jahren begann die Demenz ihrer Schwester Gerda,
wodurch sich die beiden Lebensentwürfe völlig veränderten. Jahrzehnte lang litt Elli an Depressionen und wurde von Gerda umsorgt. Jetzt drehte sich das Lebensmuster der beiden Schwestern und Elli
übernahm die Führung im Haushalt und die liebevolle Fürsorge der Schwester mit Hilfe ihrer lieben Nichte Margitta und Renate, der Frau vom Neffen Burkhard und der ganzen Familie. 2014 musste Elli Abschied von
ihrer Schwester nehmen. Elli hatte einen komplizierten Knöchelbruch. In der Kurzzeitpflege konnte sie zusammen mit Gerda in einem Zimmer sein. Dort schlief Gerda nach einem Abendessen unbemerkt ein. Elli war durch
die vielen OPs dement geworden und hat den Tod der Schwester nie richtig realisiert. Manchmal sagte man ihr, dass Gerda im Himmel sei, dann freute sie sich. Durch ihre Demenz sind bei ihr ca. 70 Jahre total
ausgelöscht worden. Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend waren weiterhin präsent. Das Zusammensein mit einer Betreuerin hatte sie gut bewältigt und sang und las, war zufrieden und fühlte sich wohl. Durch
regelmäßige Besuche von Diakonie und Alzheimergesellschaft wurde ihr Tagesablauf mit Singen bereichert. Kräftig sang sie die zweite Stimme, und das stets auswendig. Am Tag vor ihrem Tod hatte Margitta das Gefühl, es
könne mit Elli zu Ende gehen. Am Nachmittag kamen die ganze Familie, Margitta und Dieter, Burkhard und Renate mit Großnichten und deren Kinder und sangen ihre Lieblingslieder. Da reichte ihre Kraft nur noch für
einige Zeilen. Doch beim nächsten Lied sang sie schon wieder einige Wörter mit. In der folgenden Nacht durfte sie friedlich in die ewige Welt hinübergehen. Nun singt sie im großen Chor im Himmel.
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